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Wie lässt sich Individualität standardisieren? NKG Quality Control System
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Wie lässt sich Individualität standardisieren? NKG Quality Control System

NKG Quality Service hat mit Unterstützung des IT-Entwicklungsteams in Mexiko die Art und Weise verändert, wie wir über die Qualität von Kaffee sprechen: Das NKG Quality Control System ermöglicht eine einfachere Kommunikation, da es eine ausgeglichene Balance zwischen Standardisierung und Flexibilität findet

Wie können wir für den Austausch über die Kaffeequalität eine gemeinsame Sprache definieren und dennoch jedem Unternehmen die nötige Flexibilität geben, das Tool an die eigenen Bedürfnisse anzupassen? Diese Frage stellten sich die Kollegen von NKG Quality Service, als sie sich der Mission annahmen, ein standardisiertes Qualitätskontrollsystem für die NKG zu entwickeln. Das Ziel war es, eine für alle Musterzimmer geeignete Sprache für die Auswertungen zu finden, die eine Automatisierung des Datenerfassungsprozesses und des Berichtswesens ermöglicht, die Mehrfacheingabe von Daten vermeidet, das Fehlerrisiko reduziert, den Informationsaustausch zwischen den Unternehmen ermöglicht und Kosten einspart, indem die Menge der an andere Unternehmen versendeten Proben reduziert wird. Viele Export- und Importunternehmen der NKG haben wertvolle Beiträge zur Definition der Anforderungen geleistet, die an Industrie- und an Spezialitätenkaffees gestellt werden. Diese Informationen haben dem Projekt eine solide Grundlage gegeben.

Mit der Unterstützung des IT-Entwicklungsteams in Mexiko ist so ein Tool entstanden, das sehr praktisch für alle in der Qualitätskontrolle ist. Wir haben Gloria Pedroza, Leiterin Qualitätskontrolle des NKG Quality Service, gebeten, uns einen kleinen Blick hinter die Kulissen dieses ehrgeizigen Projekts und seines Entwicklungsprozesses zu gewähren.

„Das Tool deckt alle Aktivitäten ab, die im Zusammenhang mit der Qualitätskontrolle stehen. Es wird hauptsächlich von Mitarbeitern der Qualitätsabteilung, Qualitätsmanagern, Cuppern, Laboranten, aber auch von Händlern genutzt werden.“

– Gloria Pedroza

Wann dachtest Du zum ersten Mal, dass die Entwicklung eines solchen Systems notwendig sei?
Seit 2000 organisieren wir regionale Cupper-Treffen mit dem Ziel der Feinabstimmung und Standardisierung der Qualitätssicherungsverfahren und Bewertungsprotokolle sowie eines sensorischen Trainings in dem Versuch, die gleiche „Sprache“ zu sprechen und besser über Qualität zu kommunizieren. Als wir 2016 den ersten NKG Quality Workshop abhielten, trafen wir in Hamburg Cupper aus allen NKG-Unternehmen weltweit. Wir erkannten schnell, dass die uns zur Verfügung stehenden Werkzeuge oder Software nicht das waren, was wir in den Musterzimmern brauchten. Gleich danach begannen wir, Informationen über die Bedürfnisse in den Labors zu sammeln und ein Konzept zu erarbeiten.
Was war der lustigste und was der interessanteste Teil der Entwicklung?
Der interessanteste Teil war die Entwicklung der mehrsprachigen Benutzeroberfläche und das mehrsprachige Content-Management. Und einige lustige Momente hatten wir auch. Es gab ein paar Situationen, in denen wir eine Funktion festgelegt und die Benutzer um Feedback gebeten haben. Das Entwicklungsteam in Mexiko hat die Anpassungen sofort nach Erhalt des Feedbacks vorgenommen. Und am Ende stellte sich dann nach zahlreichen Änderungen heraus, dass die ursprüngliche Definition doch die beste gewesen war.
Wie hast Du die erste Verwendung „Deines Tools“ erlebt?
Es hat einige Zeit gedauert, sich an die neue Art der Registrierung von Stichprobenangaben zu gewöhnen, aber es war trotzdem aufregend. Wir hatten ein komplett neues Menü mit vielen praktischen und übersichtlichen Features für den Laboreinsatz – so wie wir es beabsichtigt hatten.

NKG Quality Control System

Aktuell arbeitet das Team am responsive Webdesign der Software, denn sie soll für mobile Geräte, insbesondere für Tablets, nicht nur zugänglich, sondern auch optimiert sein. Eine weitere Herausforderung ist die Einrichtung der Schnittstellen zwischen den unterschiedlichen Systemen der Schwesterfirmen. Da die Schnittstelle mit dem Schweizer COMTRAS-Server zuerst realisiert wurde, konnte das NKG Quality Control System bis dato bereits für folgende Firmen in der Schweiz implementiert werden: InterAmerican Coffee Schweiz, NKG Quality Service und NKG Tropical Farm Management.

In einem nächsten Schritt ist die Implementierung bei weiteren Unternehmen geplant, die COMTRAS verwenden. Dazu gehören unter anderem Jobin, Bero Singapore und weitere europäische Unternehmen – und selbstverständlich befindet sich auch die Integration von Systemen, die nicht mit COMTRAS arbeiten, in Vorbereitung. Ein weiteres, noch anstehendes Projekt wird sich mit der Verbesserung der vorhandenen Funktionen und der Integration von statistischen Berichten, u. a. über die Performance der Cupper und die Qualitäts-KPIs der Lieferanten, beschäftigen.

Welche Funktion ist Deiner Meinung nach die coolste, die speziellste und die nützlichste des Systems?
Das Besondere ist die Flexibilität: Wir haben verschiedene Module und Stammdaten erstellt, unsere „LEGO-Steine“ sozusagen, die wir so zusammensetzen können, dass daraus ein den Bedürfnissen jedes Unternehmens entsprechendes Tool für ein Cupping-Labor entsteht. Damit können Unternehmen unter anderem Evaluierungsprotokolle anpassen, lokale Qualitätsanforderungen oder Klassifizierungsmethoden registrieren und Kriterien melden. Das coolste Feature ist die Einrichtung digitaler Cupping-Sessions und die Möglichkeit, externe Cupper einzuladen. Das war äußerst hilfreich während der Pandemie, da wir mit dieser Funktion virtuelle Cupping-Sessions durchführen konnten. Sehr nützlich ist die Erstellung von Berichten zur sensorischen und physikalischen Analyse. Das Erstellen von Berichten und das Bearbeiten/Korrigieren von Informationen ist jetzt viel einfacher. Nach dem Speichern der Informationen können wir detaillierte Qualitätsberichte und Factsheets erstellen, die direkt aus dem System per E-Mail weitergegeben werden können. Eine weitere nützliche Funktion ist der E-Mail-Verteiler, mit dem sichergestellt ist, dass jeder die benötigten Informationen erhält.
Plant Ihr weitere Funktionen?
Ja, das tun wir. Wir haben eine lange Wunschliste von den Qualitätsmanagern/Anwendern, z. B. verschiedene Arten von Berichten im Zusammenhang mit Probenmanagement und Qualitätsinformationen sowie andere kundenspezifische Funktionen, wie das Probenbestandsmanagement.
Wir wissen, dass Ihr neben dem responsive Design des Tools auch an einer App arbeitet – worin bestünde deren Hauptvorteil?
Der Vorteil einer App besteht darin, dass Benutzer über mobile Geräte Zugriff auf bestimmte Funktionen haben und in der Lage sind, von überall auf der Welt schnell auf Probendaten und Bewertungsergebnisse zuzugreifen und diese zu erfassen. 😊
Bild von Julia Wichert

Julia Wichert

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