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Kaffeeanbau zwischen Extremen:
Die NKG Fazenda da Lagoa stemmt sich gegen den Klimawandel

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Kaffeeanbau zwischen Extremen:
Die NKG Fazenda da Lagoa stemmt sich gegen den Klimawandel

Der Frost in Brasilen am 20. Juli sorgte weltweit für Schlagzeilen. Die Verluste auf den Plantagen waren groß, in Folge stiegen die Preise für Rohkaffee auf ein Sechs-Jahres-Hoch. Dabei war und ist Frost nicht das einzige und größte Problem, mit dem u. a. auch die NKG Fazenda da Lagoa in Minas Gerais zu kämpfen hat. Hans Faessler vom NKG Tropical Farm Management sowie Tiago Amaral Oliveira und Patrik Avelar von der Fazenda da Lagoa haben uns berichtet, mit welchen Konzepten sie auf der Farm gegen die zunehmende Dürre und extreme Regenfälle antreten.

Der Frost kam überraschend und schnell: In den frühen Morgenstunden des 20. Juli sanken die Temperaturen innerhalb weniger Minuten unter 0 Grad Celsius, in den tieferliegenden Gebieten der Fazenda da Lagoa war die kalte Luft gefangen. Wenn Kaffeepflanzen Frost ausgesetzt waren, reißen die Gefäße, das Gewebe stirbt ab und wird in der Folge schwarz. Sah nach Sonnenaufgang zunächst noch alles gut aus, verfärbten sich im Laufe der nächsten Stunden immer mehr Pflanzen, berichten Amaral Oliveira und Avelar. Von den 95 Kaffeefeldern in Da Lagoa waren 30 in unterschiedlichem Ausmaß vom Frost betroffen. Auf 208 der insgesamt 1.688 Hektar, also auf rund 12,3 % der gesamten Fläche, wurden Frostschäden entdeckt. Der geschätzte Verlust für die Ernte 2022/2023 liegt zur Zeit bei 8309 Säcken.

Ideale Bedingungen für den Kaffeeanbau – normalerweise

Generell herrschen auf der Fazenda da Lagoa beste Bedingungen für erfolgreichen Kaffeeanbau. 1.409,6 ha Naturfläche erstreckt sich über die Kaffeefelder und sorgt für eine ausgeglichene Umwelt, 66 Wasserquellen garantieren die Wasserversorgung. Der rote Oxisol-Boden mit hohem Tongehalt kann viel Wasser und Nährstoffe speichern, die durchschnittliche Höhe von 1050 Metern über dem Meeresspiegel ist ideal für eine Kaffeeplantage.

der gesamten Fläche
waren von Frostschäden betroffen
geschätzter Verlust für die Ernte 2022/2023

Vom Frost beschädigte Kaffeepflanzen

Zwischen Trockenheit und Überschwemmungen

Doch viel stärker als das Frostereignis im Juli, betont Faessler, bedrohen zunehmende Trockenheit und Extremregenfälle die Pflanzen und die Ernte. Die Intervalle zwischen den Regenfällen sind im Vergleich zu früheren Jahren viel länger und Trockenperioden häufiger geworden. Die Regenfälle sind nicht mehr gleichmäßig verteilt, entweder regnet es viel zu viel oder gar nicht. Wassermangel schadet den Kaffeepflanzen bereits nach kurzer Zeit und sorgt dafür, dass die Zweige nicht richtig wachsen, zu viel Regen wäscht den Boden aus. Hinzu kommt ein kontinuierlicher Temperaturanstieg in den vergangenen Jahren. Die Pflanzen sind durch all diese Einflüsse mehr Stress ausgesetzt, was zu einem stärkeren Blattverlust führt und folglich das Produktionspotenzial verringert.

Kein Schutz gegen Frost, aber Konzepte gegen die Dürre

Die NKG Fazenda da Lagoa kämpft somit an mehreren Fronten, um den Kaffeeanbau sicherzustellen. Da keine Sorte Kaffeepflanzen frostbeständig ist, gibt es entsprechend auch keinen effektiven Schutz gegen Frostschäden, außer nicht mehr in tieferen Lagen anzupflanzen. Einzig die Kaffeesetzlinge in der Baumschule können bei drohendem Frost geschützt werden – so auch geschehen am 20. Juli: Bevor die Sonne aufgegangen ist, wurden die ca. 300.000 Setzlinge bewässert, was die Temperatur über der 0 Grad Schwelle hielt. Damit waren die Pflanzen und ihre Auspflanzung im November sicher.

Während sich die Frostschäden auf die tiefer gelegenen Gebiete beschränken, verursacht die Dürre breite Schäden auf der gesamten Fläche. Dagegen hat man auf der Fazenda schon einige Maßnahmen ergriffen, die uns Tiago Amaral Oliveira und Patrik Avelar vorstellen (siehe Fotogalerie). Hans Faessler erzählt außerdem, dass die ersten Sondierungen für eine mögliche Bewässerung laufen, da er davon ausgeht, dass sich die Extremwetterlagen in den nächsten Jahren verschärfen werden.

Maßnahmen gegen Dürreschäden auf der Fazenda da Lagoa

1. Anpflanzung von Jumbo-Pflanzen

Jumbo-Pflanzen sind Setzlinge, die 10 bis 11 Monate in der Baumschule gezogen werden. Sie verfügen über ein stärkeres Wurzelsystem als die herkömmlichen sechs Monate alten Setzlinge und können somit schneller in die Tiefe wachsen und dort mehr Wasser finden.

2. Heckenanbau in hoher Dichte
Die angewendete, hohe Pflanzdichte führt zu einer totalen Bodenbedeckung unter den Pflanzen, was einerseits das kompetitive Unkraut eliminiert, aber auch den Boden vor direkter Sonneneinstrahlung schützt. Der so gekühlte Boden „schwitzt“ weniger und die Bodenfeuchte bleibt besser und länger erhalten.

3. Gipsanwendung
Gipsum ist ein sehr reaktives Bodenverbesserungsmittel, das aus Calciumsulfat besteht und die Basen des Bodens in tiefere Schichten transportiert. Die Kaffeewurzeln folgen diesen Nährstoffen und erreichen viel tiefere Schichten, in denen der Boden mehr Feuchtigkeit hält.

4. Wasserbassins
Durch die Wasserbecken wird die Fließgeschwindigkeit des Regenwassers verringert, der Schutz des Bodens vor Erosion sowie die Wasseraufnahmefähigkeit im Boden erhöht, damit die Bodenfeuchtigkeit steigt und mehr Wasser für die Pflanzen verfügbar ist.

5. Anpflanzung von Brachiaria zwischen den Kaffeesträuchern
Brachiaria-Wurzeln verhindern die Bodenverdichtung und erhöhen die Wasseraufnahmefähigkeit. Nach dem Schnitt bedecken ihre Zweige den Boden, schützen ihn vor direkter Sonneneinstrahlung, verringern die Wasserverdunstung und dienen als organischer Dünger.

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