Welche direkten Auswirkungen hat der Ukraine-Krieg auf das operative Geschäft der NKG? Was der Krieg allen Menschen beschert hat, auch der Kaffeebranche, ist die Ungewissheit, wie es weitergehen wird. Kaffee, der auf dem Weg nach Odessa (Ukraine) oder per LKW unterwegs war, wurde aufgehalten und musste umgeleitet werden. Wir haben unseren Kunden bei der Lösung der logistischen Probleme geholfen. Da das Risiko in den Städten Kiew und Lwiw geringer ist, werden die Importaktivitäten langsam wieder aufgenommen. Die Kunden haben große Lagerbestände in Gdynia und anderen europäischen Städten und schieben Kaufentscheidungen auf. Andererseits haben europäische Unternehmen mit Absatzmärkten in der Ukraine und in Russland festgestellt, dass einige Entscheidungen der ukrainischen Regierung, wie z. B. die Abschaffung der Einfuhrumsatzsteuer, insbesondere für Instantkaffee, ihr Geschäft belebt haben. Wir haben auch festgestellt, dass großer Druck besteht, das Geschäft mit russischen Unternehmen einzustellen.

Welche indirekten Auswirkungen hat der Krieg (z. B. auf die Wirtschaft), mit denen wir uns ebenfalls auseinandersetzen müssen? Zweifellos die Inflation, die bereits vor dem Krieg hoch war und jetzt um weitere 3 – 4 % gestiegen ist. Bei einer binären Inflation erwarten wir einen Rückgang des Konsums um 20 %. Die Regierungen müssen Alternativen für russisches Gas und Erdöl finden; einige europäische Länder erhalten bereits keine russischen Lieferungen mehr. Der Krieg hat eine große Lücke auf dem Arbeitsmarkt verursacht. Ukrainer, die als LKW-Fahrer, Lagerarbeiter, Bauarbeiter und in anderen Berufen tätig waren, haben die EU verlassen und sind in ihr Land zurückgekehrt, um gegen die Angreifer zu kämpfen. Das schafft auch Probleme für unsere Branche: Die Röstereien haben Probleme aufgrund von Personalmangel und den Kosten für die Röstverfahren. Millionen von Flüchtlingen, zumeist Frauen und Kinder, sind in den Nachbarländern, insbesondere in Polen, untergekommen. Die Bereitstellung von Unterkünften, medizinischer Versorgung, Schulunterricht für Kinder und die Bemühungen, die Flüchtlinge in das normale Arbeitsleben zu integrieren, stellen die Regierung und Nichtregierungsorganisationen vor große Herausforderungen.

Wie können wir als Gruppe diese Auswirkungen abmildern? Für unsere Kunden ist es sehr wichtig zu spüren, dass wir sie in dieser schwierigen Situation nicht mit ihren Problemen allein lassen. Da wir wissen, dass sie die Waren nicht abholen können, setzen wir sie nicht unter Druck. Zusammen mit unseren Schwesterfirmen in Hamburg versuchen wir, die bestmöglichen Lösungen zu finden; teilweise kaufen wir den Kaffee zurück und werden ihn zu einem späteren Zeitpunkt wieder anbieten. Wir leiten den Kaffee um, um Häfen zu umgehen und ändern die Verträge von CIF auf FCA. Wir haben auch angeboten, Waren, die die Kunden nicht bei der NKG gekauft haben, vorübergehend einzulagern. Wir haben unsere Verkaufsbedingungen nicht geändert. All diese Schritte wissen unsere Kunden sehr zu schätzen und auf der anderen Seite sind unsere Vermögenswerte nach wie vor sicher. Bero Polska hat zusammen mit acht lokalen Röstereien eine spezielle Röstserie namens „Ukrainische Edition“ initiiert. Der gesamte Erlös aus dem Verkauf wurde an die Polish Humanitarian Action gespendet. Diese Aktion verfolgte nicht nur einen praktischen Aspekt, sondern war auch ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine. Wir als NKG bieten den von unseren Kunden benannten Einheiten und Organisationen direkte Hilfe und Unterstützung an. Da sie sich im Kriegsgebiet befinden, wissen sie besser als wir, wer unsere Hilfe braucht.