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TradeLens: Komplexe Schwierigkeiten mit einer schlanken Plattform lösen
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TradeLens: Komplexe Schwierigkeiten mit einer schlanken Plattform lösen

Noch bevor die Covid-19-Krise die bestehenden Probleme in der Logistik verschärfte, entschied sich die ICL (Internationale Commodity Logistik GmbH) für ein bemerkenswertes Projekt: die Digitalisierung der Kaffee-Lieferkette mit der Plattform TradeLens. Mit dieser Software will ICL die Servicequalität für ihre Kunden enorm verbessern – durch Transparenz darüber, wo der Kaffee zu jedem Zeitpunkt zu finden ist sowie eine digitale Dokumenten- und Datenverarbeitung.

Stellen Sie sich vor: riesige Mengen an Papier werden verwendet und weggeworfen, Menschen dokumentieren manuell Daten von Hamburg nach Honduras und Kuriere liefern Dokumente rund um den Globus aus, was Verzögerungen und hohe Kosten verursacht. Irgendwo dazwischen finden Sie Kay Lohse, Managing Director ICL (oder eine andere Person im Kaffee Supply Chain Management), die denkt, dass es in unserer digitalen Ära eine einfachere Möglichkeit geben muss, herauszufinden, wo sein Kaffee ist.

Schon vor der Pandemie gab es verschiedene Probleme, die die Lieferkette störten, z.B. Wettervehältnisse, politische Fragen, fehlende Schiffe und überlastete Häfen.

„Wo ist mein Kaffee?“ – Eine einfache Frage, die schwer zu beantworten ist

Als die Pandemie im Jahr 2020 nicht nur unseren Alltag, sondern auch die Weltwirtschaft veränderte, verlagerten sich 20 % der Nachfrage von der ersten auf die zweite Jahreshälfte. Die Reedereien verfügten nicht über genügend Schiffe und Container und konnten diese hohen Anforderungen nicht erfüllen. Die Zielhäfen waren überlastet, was zu noch längeren Wartezeiten führte. Zusätzlich zu diesen Problemen wirkten sich global-politische und wetterbedingte Störungen negativ auf die Gegebenheiten aus, zum Beispiel Trump und seine Entscheidungen in Bezug auf Handel und Steuern, der Brexit in Großbritannien oder die Hurrikans in Honduras. In Kombination führte das zu steigenden Kosten für die Lieferkette und enormen Verzögerungen. Viele dieser Probleme haben den gleichen Hintergrund: Unterschiedliche Teilnehmer nutzen unterschiedliche IT-Systeme, und es fehlt an einer Standardisierung der Kommunikation. Durch analoge Dokumenten- und Datenverarbeitung ist keine Sichtbarkeit der Transportvorgänge möglich, und der Datenfluss ist enorm ineffizient. „Die Pandemie hat die bestehenden Probleme verschärft, die Digitalisierung massiv vorangetrieben und uns einmal mehr gezeigt, dass es für alle Beteiligten an der Kaffee-Lieferkette eine konsequente digitale Lösung braucht, über jeden Schritt der Kaffee-Reise informiert zu sein, die Digitalisierung zu nutzen und so die Kaffee-Lieferkette proaktiv zu managen, was wichtiger ist denn je“, sagt Lohse.

Digitale Lösung für analoge Probleme finden

Aus diesem Grund interessierte sich ICL schon bevor die Pandemie die Branche traf für ein Tool, das ihren Bedürfnissen entsprach. „Wir bei NKG müssen Pioniere sein, und dafür muss man einfach irgendwann anfangen“, meint Lohse. Im Jahr 2019 begann ICL mit dem Testen der Plattform TradeLens, einem Softwaretool, das von IBM und Maersk Line, einem der wichtigsten Akteure in der Schifffahrt, entwickelt wurde. TradeLens kombiniert modernste Technologien wie Blockchain für bestmögliche Datensicherheit mit praktischer Funktionalität. Die Plattform bietet zwei wichtige Ansätze, um einige der wichtigsten Schwachstellen in der Kaffee-Lieferkette anzugehen: Erstens erleichtert es die transparente Verfolgung jedes Transportereignisses von allen an der Kaffeelieferkette beteiligten Akteuren. Zweitens ermöglicht TradeLens die digitale Dokumenten- und Datenhandhabung und unterstützt damit die Digitalisierung der gesamten Lieferkette. Jede beteiligte Partei ist mit einer Plattform verbunden und profitiert von den verfügbaren Informationen, Daten und Dokumenten.

In diesem kurzen Video gibt uns Kay Lohse von ICL Internationale Commodity Logistik GmbH einen schnellen Überblick über die Möglichkeiten, die TradeLens bietet.

Vergangene Vorbereitungen und zukünftige Möglichkeiten

Etwa 18 Monate lang hat ICL viele verschiedene Fälle mit TradeLens getestet und die ersten Partner eingebunden. Die Implementierung und das Onboarding sind bereits mit Becamo, NKG Stockler, Bernhard Rothfos, Ibero Uganda, Berindo Jaya, Neumann Gruppe Vietnam und Bero Coffee Singapore abgeschlossen. Obwohl es natürlich ein bisschen Aufwand ist, sich mit der Plattform zu vernetzen, waren die Unternehmen überzeugt, dass die Vorteile für alle Beteiligten bei weitem überwiegen. Derzeit veranstaltet ICL einen Workshop, um TradeLens in der gesamten NKG einzuführen. Der Workshop richtet sich nicht nur an neue Teilnehmer, sondern auch an alle, die in den vergangenen Monaten mit TradeLens gearbeitet haben. Die ersten Eindrücke und Rückmeldungen werden genutzt, um die Plattform schrittweise weiterzuentwickeln und an die Bedürfnisse der NKG anzupassen. „Dank Echtzeit-Informationen können wir die Lieferkette proaktiv managen“, ist Lohse überzeugt. „Dadurch werden wir die Dienstleistungen für die Kunden verbessern und es jedem Stakeholder ermöglichen, seine Lieferkettenflexibilität und -zuverlässigkeit zu optimieren. Außerdem bietet TradeLens noch mehr Möglichkeiten für zukünftige Projekte. Transparenz gewinnt immer mehr an Bedeutung und ist beispielsweise die Grundlage für die Berechnung des CO2-Fußabdrucks unserer gesamten Kaffee-Lieferkette. Es gibt also noch viele weitere spannende Themen, die kommen werden.“

Bild von Julia Wichert

Julia Wichert

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